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125 Jahre Apotheke in Lockwitz

125 Jahre lang gab es eine Apotheke in Lockwitz. Dies ist die Geschichte der Lockwitzer Apotheker-Familie Muth und der Standorte der Apotheke. Ein Beitrag von Matthias Daberstiel für den Heimatverein Lockwitz e.V.
Werbung für die Schloss-Apotheke in Lockwitz

Es ist der 20. Oktober 1868, als der Dresdner Apotheker Bruno Ludwig Muth von dem Scharwerksmaurer Friedrich Wilhelm Schubert das Haus Kreischaer Straße 12, heute Lockwitzgrund Nr. 9, erwirbt und beschließt, dort eine Apotheke zu eröffnen. Damit beginnt die Geschichte der Apotheke in Lockwitz, wie Dokumente beweisen, die dem Heimatverein Lockwitz e.V. von seiner Urenkelin Jutta Weiße in Kopie überlassen wurden.

Geboren ist Muth am 25.07.1836 in Bautzen und erlernt dort von 1850 bis 1854 das Apothekerhandwerk in der Schlossapotheke bei Friedrich Moritz Jässing. Danach geht er auf Wander­schaft und ist in Gadebusch, Schwerin, Glauchau, Hohenstein bei Chemnitz, Döbeln und Zwickau in Apotheken beschäftigt.

Der Gründer der Apotheke in Lockwitz


Das ändert sich, als er am 25. Sep­tember 1862 das Bürgerrecht der Stadt Dresden erwirbt. Hier heiratet er am 15. Mai 1863 die Neusilberfabrikan­tentochter Bertha Ronthaler und beschließt, eine eigene Apotheke zu gründen. Dazu beantragt er 1862 eine Apothekenkonzession, die ihm aber erst am 15.März 1864 erteilt wird. Er führte daher ein Commissions- und Agenturgeschäft an verschiedenen Adressen. Laut Dresdner Adressbuch hat er seine Ge­schäftsräume in der Großen Brüdergasse 1, auf der Ammonstraße 17 und später auf der Wallstraße 14. Im Jahr 1868/69 dann der Umzug nach Lockwitz.

Zu dem Zeitpunkt ist er bereits zweifacher Vater. Sein erster Sohn Friedrich Walther Muth wird 1864, seine Tochter Ella 1865 in Dresden geboren. 1870 folgt in Lockwitz der zweite Sohn Bruno Horst, der aber als 17-jähriger Kaufmannslehrling an Nierensteinen verstirbt. Mit gerade einmal 35 Jahren folgt ihm sein Vater Bruno Muth nur ein Jahr später. Er erliegt einem Gelenk-Rheumatismus.
Seine Witwe heiratet daraufhin den Apotheker Christian Ferdinand Märker, der die Apotheke in Lockwitz bis 1892 pachtet und weiterführt.

Der erstgeborene Sohn Walther Muth erlernt das Apothekenhandwerk nicht bei seinem Stiefvater Märker, sondern geht in der Dresdner Marien-Apotheke bei Otto Zielke in die Lehre. Der stellt ihm ein sehr gutes Zeugnis aus und charakterisiert den jungen Lehrling als „treu, ehrlich, bescheiden und fleißig“. Dann arbeitet Walther in Aachen und später in Lommatzsch in einer Apotheke als Apothekengehilfe. Dort lernt er wohl auch seine spätere Frau Caroline Stäbner kennen. Anschlie­ßend studiert er Pharmazie an der Universität Leipzig und erlangt seine Approbation am 12.12.1887 mit dem Prüfungsergebnis „gut“.

Umzug Lockwitztalstraße 37


Am 14. Oktober 1892 meldet Walther Muth mit 28 Jahren sein Gewerbe als selbständiger Apotheker an und übernimmt die Pacht der Lockwitzer Apotheke. Sehr einträglich ist diese Pacht allerdings nicht. In einer Chronik der Lockwitztalapotheke der Firma GEHE ist von einer Pacht zwischen 4.000-6.000 Mark die Rede und einer jährlichen Einnahme von 6.000-7.000 Mark. Um dem abzuhelfen, beschließen Bertha Muth und ihr Sohn, den Sitz der Apotheke Richtung Niedersedlitz zu verlegen. Denn dieser Standort verzeichnet durch die Industrialisierung einen deutlichen Bevölkerungszuwachs. Gleichzeitig soll die Apotheke aber auch von Lockwitz aus erreichbar bleiben. Deshalb baut Familie Muth 1902 ein neues Gebäude genau auf die Grenze dieser beiden Stadtteile. Die heutige Adresse: Lockwitztal­straße 37.

Neue Apotheke in Lockwitz Lockwitztalstraße 37
Neue Apotheke in Lockwitz, Lockwitztalstraße 37

Zu dem Zeitpunkt ist Friedrich Walter Muth schon zehn Jahre mit der Kaufmannstochter Charlotte Toska Schräber verheiratet und hat vier Kinder: Franz, Dorothea, Friedrich (Fritz) und Anneliese. Die Familie verbindet eine enge Freundschaft mit der Familie des Schokoladenfabrikanten Rüger, die im Nebenhaus wohnten. Muth gehörte auch zu den Gründern der Freiwilligen Feuerwehr in Lockwitz.

1908 stirbt die Mutter Bertha Muth und hinterlässt die „Schloss-Apotheke Lockwitz“ ihrem erstgeborenen Sohn Walther. Doch auch ihm ist kein langes Leben vergönnt. Mit gerade einmal 51 Jahren verstirbt er im Diakonissenkrankenhaus an einer Magenblutung.

Das Ende der Apotheke in Lockwitz


Sein erstgeborener Sohn Franz ist da gerade erst in Ausbildung zum Apotheker. Deshalb dauert es bis 1925, ehe er die Apotheke leitet. Parallel arbeitet Franz auch an der Techni­schen Hochschule Dresden und forscht zum Thema Nikotin in Tabak. 1927 erhält er als Apotheker und Nahrungsmittelchemiker die Würde eines Doktors der technischen Wissen­schaften und nimmt 1930 ein Angebot an, als Chefchemiker bei der Hamburger Firma Reemtsma zu arbeiten. Obwohl er überzeugter Nichtrauer ist, arbeitet er sein Leben lang in der Zigarettenindustrie. Er stirbt 1966 in Hamburg.

Die Schlossapotheke übernimmt dessen jüngerer Bruder Fritz Muth deshalb bereits 1930 und führt sie bis 1967 als eine von vier noch eigenständigen Apotheken Dresdens. Danach geht das in den 50er Jahren als Lockwitztal-Apotheke umbenannte Geschäft in Liquidation und wird Teil des staatlichen Apothekenwesens. Zuerst als Zweigstelle der Süd-Apotheke und dann der Apotheke Niedersedlitz. Die letzte Apothekerin an diesem Standort ist 1990 Frau Elßner. 1993 übernimmt die Firma GEHE die historische Apothekeneinrichtung und gibt sie an das Stadtmuseum Dresden als Dauerleihgabe. Damit endet die Geschichte der Apotheke in Lockwitz nach 125 Jahren, denn die heutige Lockwitztalapotheke befindet sich auf dem Niedersedlitzer Platz.

Ein herzliches Dankeschön an Jutta Weiße die dem Heimatverein Lockwitz e.V. umfangreiches Material zur Lockwitztalapotheke für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat. Mehr zum Stammbaum der Familie Muth im Ortsfamilienbuch Lockwitz-Nickern

Sie haben auch historisches Material oder Bilder zu Lockwitz? Dann Senden Sie eine E-Mail an den Heimatverein Lockwitz e.V.

Bilder: Jutta Weiße/Heimatverein Lockwitz e.V.

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